Sommer 2023
23. Bericht – Juni / Juli 2023
Nach einem dreistündigen, mit Turbulenzen gespickten Flug kommen wir am 8.6.23 um 14.20 in Los Angeles an.
Mit einem Shuttlebus geht’s direkt zum Autovermieter, wo wir den geräumigen Chrysler Pacific Minivan in Empfang nehmen und auf eine fünfwöchige Rundtour durch den Südwesten der USA starten. Dessen großartige, beeindruckende und spektakuläre Natur wollen wir entdecken. Eine Stadtbesichtigung ist für den Schluss der Rundtour vorgesehen. Nach den guten Erfahrungen in Kanada haben wir uns entschieden, wieder auf diese Weise unterwegs zu sein. Schnell ist das Auto „häuslich“ eingerichtet, die wichtigsten Lebensmittel eingekauft. Im nachmittäglichen Gegenlicht sind wir auf dem legendären Highway 1 unterwegs Richtung Norden, passieren die mondänen Santa Monica und Malibu. Hohe Palmen ersetzen hier die kanadischen Zedern.
Eine bei gutem Wetter sicher schöne Strecke führt durch das bergige Hinterland von Malibu. Doch heute, bei Nebel und Nieselregen, ist leider nicht viel davon zu sehen. Auch die weiteren 50 km auf dem teils 10-spurigen Hwy 101 nach Santa Barbara bleibt der Himmel wolkenverhangen.
In diesem netten Urlaubsort mit einladenden Restaurants, Bars, Geschäften und Kunstgalerien besuchen wir eine der alten, von Franziskanern im 18. Jh. gegründeten spanischen Missionen. Mit Härte, Beharrlichkeit und religiöser Inbrunst hat die Kirche im Südwesten Kaliforniens die hier lebenden Indianer samt ihrem Land unterworfen. Vor dem Hauptportal der leider geschlossenen Anlage sind tolle Bodenbilder junger Künstler zu bewundern.
Dicht entlang der Küste schlängelt sich der zum Mythos gewordene Highway 1, erbaut zwischen 1922 und 1937. Mal schraubt er sich ins Küstengebirge, mal verläuft er auf Meereshöhe. Ein nationales Meeresschutzgebiet und 13 staatliche Parks befinden sich auf den 100 Meilen der zerklüfteten pazifischen Küstenlinie. In Pismo Beach mit endlosem Sandstrand legen wir einen Zwischenstopp ein. Neugierig bin ich auch auf das Viertel der Reichen und Schönen (schön Gemachten) mit ihren Villen und herrlichen Vorgärten. Hier stinkt’s nach Geld, fast kommt Sozialneid auf.
Nun lässt sich endlich auch die Sonne blicken und der Highway zeigt sich in klarem Licht, was uns zu einem morgendlichen Küstenspaziergang motiviert.
Seit den 90er Jahren findet sich in der Piedras Blancas Bucht die größte Festlandskolonie Nordamerikas von See-Elefanten. Zur Hauptpaarungszeit (Mitte Februar) und zum Werfen (im darauffolgenden Januar) finden sie sich hier ein. Erstmals 1978 hier gesichtet, wurden im Winter 1990 20 Tiere, im darauffolgenden Frühjahr bereits ca. 400 gezählt. 1992 wurde ein Junges geboren, 1993 ca. 50, 2007 ca. 4000, was die Gesamtpopulation auf 16.000 Tiere erhöhte. Jetzt, im Juni, sehen wir die „Halbstarken“ mit den ersten Anzeichen der Pubertät – das Nasenwachstum, das mit 5 Jahren beginnt, und der Häutung. In großen Placken fällt die Haut ab, was sie (und im Juli/August die erwachsenen Bullen) wegen des Wärmeverlusts im Wasser an den Strand treibt. Auch die Veränderung der Nackenhaut in dicke und widerstandsfähige schwielige ist ein Zeichen des Erwachsenwerdens. Bis zu 14 Jahre alt werden die Bullen und „bedienen“ sich eines Harems von 20-50 Weibchen, die ein Alter von 20 Jahren erreichen können.
Nun kommen wir in San Francisco an, und Scott MacKenzies Ratschlag folgend ich mit Blumen im Haar. “If you’re going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair“. Ein Ort gesellschaftlicher Toleranz, großer Persönlichkeiten, künstlerischer und kultureller Bewegungen und architektonischer Vielfalt.
Bei erstaunlich wenig Verkehr erkunden wir kreuz und quer die Stadt der 43 Hügel. Das ständige steile Auf-und-Ab der Straßen wäre für den Husky eine Herausforderung, für uns mit ihm eine nervenaufreibende Angelegenheit geworden. Wir sind froh um den Mietwagen mit Automatik und Berganfahrhilfe sowie der Möglichkeit, in Parkhäusern unterzukommen.
Nicht genug kann ich von den wunderschönen viktorianischen Wohnhäusern mit pastellfarbenen Fassaden bekommen. Keines gleicht dem anderen. Ein guter Blick ergibt sich vom Alamo-Park aus auf die berühmten „Painted Ladies“, die bemalten Damen (Häuser).
Ein Muss ist die Fahrt in einem der legendären historischen Cable Cars, einem Nationaldenkmal der USA. Es ist das einzig verbliebene Kabelstraßenbahnsystem der Welt und wurde 1873 in Betrieb genommen. Die Haltestellen befinden sich in der Mitte oder in der Nähe der (ebenen) Kreuzungen. Die Spurweiten der Betriebsgesellschaften waren verschieden, so dass die Bahnen auf den Strecken der Konkurrenz nicht fahren konnten. Das große Erdbeben von 1906 zerstörte alle Cable Car Linien. Elektrische Straßenbahnen wurden gebaut, Cable Cars fuhren und fahren nur noch auf den steilsten Straßen, da die Steigungen für die elektrischen Bahnen zu stark waren.
Obwohl wir inzwischen eine kalte Nase haben, zieht uns diese überschaubare und gut erkundbare Stadt mit ihren engen Straßen, historischer Architektur, umgeben von Bergen und Hügeln und vom Wasser dominiert, schnell in ihren Bann. Wir fahren durch Haight-Ashbury, das ehemalige Hippieviertel und Geburtsstätte der Flower-Power-Bewegung der 60er Jahre. 1967 gipfelte diese im „Summer of Love“, der weltweit für Aufsehen sorgte. Seither gilt San Francisco als liberale und „linke“ Stadt.
Im Zentrum findet sich Altes neben Neuem: der grüne Columbus-Tower, auch „Sentinel Building“ genannt neben der modernen, himmelwärts strebenden Trans-America-Pyramide, einem weiteren Wahrzeichen der Stadt. Beeindruckend sind auch das Civic Center (Rathaus) und die Grace-Cathedral im französisch-gotischen Stil. Dazwischen immer wieder die liebevoll restaurierten, verspielten historischen Wohnhäuser.
Wir durchstreifen das wuselige Chinatown, die von Touristenströmen belebten Areale von Union Square und Fishermen’s Wharf mit dem Schiffsmuseum. Nur einen Steinwurf von hier entfernt liegt Alcatraz.
Eine beliebte Touristenattraktion – noch ein Wahrzeichen – die jährlich 2 Millionen Besucher anlockt – auch uns – ist die Lombard Street. Um die Sicherheit der abschüssigen Straße zu erhöhen, wurden 1920 acht Haarnadelkurven eingebaut, weswegen sie als die „krummste“ Straße der Welt gilt. Tausende von Menschen bevölkern täglich diese verschlungene, verwinkelte, mit der bunten, perfekten Bepflanzung malerische Straße. Verständlich, dass diese Menschenmassen, die in die Vorgärten trampeln und vor der Haustür stehen, um das perfekte Foto zu schießen, ein großes Ärgernis für die Anwohner darstellen. Täglich sind sie den neugierigen Blicken in ihre Wohnungen ausgesetzt.
Ebenso beeindruckend sind große Grünanlagen, die schönen Parks zum Chillen und Open-Air-Unterricht für Schulklassen, Hundesitting-Gärten inklusive Bespaßung, exklusive Hotels wie das imposante Continental-Marks-Hopkins-Gebäude.
San Francisco mag einem Paradies gleichkommen, allerdings auf bebender Erde. Die letzte große Erdbebenkatastrophe von 1906 mit anschließendem Großbrand liegt eine Weile zurück, doch es ist noch immer ein „Leben am Abgrund“. Das Harren auf das „Big One“ ist wohl Teil des way of life geworden. Die Frage ist nicht ob, sondern wann es kommt.
Als krönender Abschluss in schönstem Nachmittagslicht präsentiert sich das bekannteste Wahrzeichen der Stadt – die Golden-Gate-Bridge.
Die größte Ansammlung an Nationalparks gilt es im Herzen des Westens zu entdecken. Wir beschränken uns auf die wesentlichen.
Auf dem Weg Richtung Yosemite-Nationalpark – dem ersten Naturwunder unserer Rundtour – passieren wir zunächst unzählige Weingüter, Obstplantagen, Weideland und Rinderfarmen. Passend dazu begleitet uns Country-Musik. Durch die anschließende trockene Ebene, hinauf in die Berge, vorbei am riesigen Stausee San Pedro, dem das Dorf Jacksonville geopfert werden musste, geht die weitere Fahrt.
Als reines Naturspektakel präsentiert sich der Yosemite-NP, der 1864 von Präsident Lincoln zum ersten geschützten Naturareal der Welt erklärt und 1890 zum Nationalpark wurde. Mit grandiosen, teilweise schneebedeckten Bergmassiven, dichten Wäldern, klaren Bergseen und grünen Tälern ist er eine der meistbesuchten Attraktionen der USA. Ganz typisch sind hier die gewaltigen Granitwände, die fast senkrecht bis 1400 m hoch aufragen. Besonders eindrucksvoll ist der 2300 m hohe El Capitán, ein Eldorado für Kletterer.
Jetzt, während der Schneeschmelze, treten reißende Bäche und Flüsse über die Ufer. Tosende gischtsprühende Wasserfälle, die bis zu 740 m in die Tiefe donnern und im Sommer nur noch als Rinnsale wenig beeindrucken werden, ziehen schon am Ende der Vorsaison Touristenströme an. An Aussichtspunkten ist kaum eine Parklücke zu finden, die Campgrounds sind ausgebucht. Kaum vorstellbar, wie es hier erst in der Hochsaison zugehen mag.
Wolken ziehen auf, es fängt an zu regnen. Gerade noch rechtzeitig beenden wir den Spaziergang durch den Wald der Mammut- bzw. Redwood-Bäume (Sequoias), zu dem man nur mit dem Shuttle-Bus gelangen kann. Sie gelten als die Dinosaurier unter den Bäumen, gehören zu den am schnellsten wachsenden Bäumen der Welt. Begünstigt durch das neblig-feuchte und milde Klima werden sie bis zu 2000 Jahre alt. Das Durchschnittsalter liegt allerdings „nur“ zwischen 500 und 700 Jahren. Doch nicht nur das Alter, sondern auch Höhe – bis zu 90 m – und Umfang beeindrucken. Der Grizzly Giant, der mächtigste unter diesen Giganten, ist 64 m hoch, misst 8,5 m im Durchmesser und 29 m im Umfang am Boden. Er ist der Nachfolger des Riesen, durch den man sogar mit dem Auto fahren konnte. Viele dieser Bäume blieben und bleiben auch nicht von Feuer verschont. Doch erstaunlich und tröstlich ist, dass Wildfeuer für das Gedeihen der Wälder notwendig sind. Unterholz und kleinere andere Bäume brennen ab, dadurch können die Samen der Sequoias keimen und es wird Platz und Luft geschaffen für neue Mammutbäume.
Da die Passstraßen Glacier Point und Tioga noch gesperrt sind, fahren wir die weniger bekannte Route über den Sonora-Pass durch malerische Landschaft, die uns noch besser gefällt als das Yosemite-Valley selbst. Hochgebirgskulissen mit Schneeresten kommen wir auf dem Hwy 108 ganz nah. Eine grandiose, unberührte Natur! Wildromantisch, dann abenteuerlich. Ein Gewitter mit heftigem Graupelschauer macht die Fahrt bei teils 26% Gefälle zu einer Rutschpartie und zwingt uns hinter einem Schneepflug herzufahren.
Ein See der besonderen Art ist der ca. 700.000 Jahre alte Mono-Lake, vermutlich vulkanischen Ursprungs. Wegen des hohen Salzgehalts, der mit dem sinkenden Wasserspiegel kontinuierlich zunimmt, können darin nur wenige Lebewesen existieren. Bizarre, bis zu 13.000 Jahre alte Kalksteintürmchen bzw. Tufffelsenkegel ragen erst seit den 60er Jahren aus dem See. Ein einmaliges Naturschauspiel einerseits, andererseits eine bedrohliche Situation, die durch das vermehrte Abzapfen von Trinkwasser entsteht, welches über riesige Aquädukte in das über 500 km entfernte Ballungszentrum Los Angeles geleitet wird.
Landschaftswechsel! Vor den weißen Gipfeln der Sierra Nevada erstreckt sich eine breite, grüne Weideebene. Diese Bergkette dehnt sich über 640 km aus, ist zwischen 60 und 130 km breit und bis 4400 m hoch. Viele Kilometer fahren wir parallel dazu. Eine Landschaft, die man eher in Kanada als im Sonnenstaat Kalifornien erwartet.
Lediglich ca. 200 km liegen zwischen der Schneelandschaft und der Wüste. Ein Staubsturm fegt darüber, dunkle Wolken ziehen auf, ohne den ersehnten Regen zu bringen. Gerade noch fröstelnd, steht uns jetzt der Schweiß auf der Stirn, der bei einer Luftfeuchtigkeit von weniger als 6 % sofort auf der Haut verdunstet. Das Death Valley – Tal des Todes – in der Mojave-Wüste ist nicht nur die heißeste Gegend Nordamerikas, sondern mit 85 m unter dem Meeresspiegel bei Badwater der tiefste Punkt des Kontinents mit brackigen Überresten eines eiszeitlichen Binnenmeers, das vor ca. 300 Millionen Jahren nach einem ungeheuren Vulkanausbruch und den dadurch aufsteigenden Bergen austrocknete. Es entstand eine lebensfeindliche, aber dennoch faszinierende Wüstenlandschaft mit gewaltigen Felsen, Vulkankratern, Canyons, Sanddünen und Salzebenen mit nur ca. 5 cm Niederschlag jährlich. Je nach Tageszeit leuchtet diese Wüstenregion in unterschiedlichen Farben. Die extreme Hitze zwingt uns nach kurzer Zeit, den Fußmarsch in den ockerfarbenen Golden Canyon abzubrechen. Die höchste Temperatur wurde hier 1913 gemessen: 57 Grad im Schatten! Die Vorboten der diesjährigen Hitzewelle, die mit 54 Grad angekündigt wird, erleben wir bei weit über 40 Grad. Am hitzeflirrenden Horizont meint man eine Fata Morgana zu entdecken.
Schön ist die Artist’s Palette, ein durch Mineralien kurios verfärbtes Gestein.
Auf dem weiteren Weg nach Las Vegas faszinieren uns die Könige der Landstraße, die die Highways beherrschen.
Durch Sanddünen, Steinhaufen, Hitze und endlose Weite erreichen wir die Spieler- und einzigartige „Kunststadt“ Las Vegas, die mitten in der kargen Wüstenlandschaft von Nevada liegt. Intensiv erkunden wollten wir diese Stadt nicht, mal nachts kurz durchstreifen. Dann entschließen wir uns doch, vor der Hitze für 2 Nächte außerhalb in ein „kleines“ Hotel zu flüchten.
Entlang des „Strip“, des Las Vegas Boulevards, reihen sich die Spielhöllen und die 20 größten Casino-Luxushotels der Welt mit bis zu 5000 Zimmern. Jedes hat seinen eigenen Themenbereich. Ganze Städte wurden hier originalgetreu in Kleinmaßstab rekonstruiert. So schlendern wir u.a. in Venedig (Hotel Venetian) bei Abendstimmung über den Markusplatz mit Campanile und Dogenpalast, bestaunen den Canale Grande mit der Rialto-Brücke, den Gondeln und den Tenören der Gondoliere. Der Himmel, der sich über uns spannt, ist so realistisch, dass ich erst gar nicht bemerke, dass er künstlich ist!
Wir bummeln weiter durch das Römische Reich (Ceasar’s Palace). Die Frontseite des Hotels ist gesäumt von Statuen und Wasserspielen. Im Inneren riesige Frauenstatuen.
Vorbei am Wasserfall vor dem Mirage-Hotel kommen wir zum nachgebauten Eiffelturm in Pariser Ambiente vom Themenhotel Paris-Las Vegas. Er wirkt fast winzig gegen den Stratosphere-Tower, den höchsten frei stehenden Aussichtsturm Amerikas.
Und das alles in 6 Stunden! Ein Spaziergang durch Zeiten und Welten.
Nachts herrscht auf den breiten Gehwegen Rechtsverkehr. Durch die unglaublichen Menschenmassen kommt es immer wieder zu Fußgängerstau. Wir lassen uns durchschieben, die Nachtatmosphäre mit der Glitzer- und Glimmerbeleuchtung auf uns wirken. Jetzt sind die Spielhallen bis auf den letzten Platz gefüllt, die Angestellten müssen alle hörgeschädigt sein. Schön sind Fontänen die im Takt von klassischer Musik in unterschiedlicher Höhe und Gestalt aus dem Wasser schießen.
1941 eröffnete das erste Kasino, doch erst in den 50er Jahren fing es an, so richtig zu boomen. Mit der Eröffnung des Ceasar’s Palace 1966 begann eine rasante Entwicklung der Hotelgiganten. Seit 1931 ist das Glücksspiel im Bundesstaat Nevada legalisiert, profitiert von den Massen an Touristen, die ihr Glück mit Black-Jack, dem elektronischen Nachfolger des legendären „einarmigen Banditen“, Roulette, Baccarat etc. versuchen. Hier pulsiert das Leben Tag und Nacht. Die allgegenwärtigen Cannabis-Dampfschwaden (es ist hier legal), die im Vorbeigehen in die Nase steigen – ob sie auch für unsere gute Laune verantwortlich sind?
Beim Verlassen der Stadt passieren wir den Trump-Tower – gold leuchtend -, ein Stück Ägypten mit der Sphinx vor der gewaltigen, dunklen, 30stöckigen Pyramide des Hotel Luxor, die bunte Ritterburg des Excalibur-Hotels, die verkleinerte Kopie der Freiheitsstatue und Wolkenkratzer-Skyline von New York (Hotel New York-New York).
Ob man diese Kunstwelt mit ihren unzähligen Spielhöllen und Megahotels, diese Hollywood-Kulissen und Menschenmassen, diese teils 12-spurigen Straßen mag oder nicht – eines ist sicher: Las Vegas muss man gesehen und erlebt haben. Was für eine verrückte Stadt – ein unvergessliches Erlebnis!
Auf der Weiterfahrt bestaunen wir den gewaltigen Hoover-Damm, einen der größten Staudämme der Welt, der den Lake Mead als riesiges Süßwasserreservoir aufstaut. 221 m hoch, 379 m lang auf der Krone und am Fuß 201 m dick. Er entstand in nur 4 Jahren Bauzeit zwischen 1931 und 1935, ein architektonisches Weltwunder. Ein beachtlicher Teil des hier erzeugten Stroms wird vom energiefressenden Moloch Las Vegas verbraucht.
Tiefblau liegt der Lake Mead, umgeben von brauner Wüstengegend, vor uns und zieht Massen von Urlaubern als Erholungslandschaft an. Sie kommen in Wohnmobilen, die auf Deutschlands Straßen sicher ein Problem mit ihrem Zweitwagen im Schlepptau hätten.
Nur eine Autostunde von Las Vegas entfernt erreichen wir den nächsten Nationalpark, das Valley of Fire. Feuerrot leuchten die Sandsteinfelsen mit den hellen Kalkbändern. Ein mehrere Kilometer langer Scenic Drive (Panoramastraße) führt zu den schönsten Aussichtspunkten und Fotostopps. Die Temperaturen erreichen hier bis zu 49 Grad. Kein Ort, an dem man am Straßenrand mit einer Panne festsitzen möchte.
Der Zion-Nationalpark wird durch mächtige mehrere Hundert Meter hohe Felswände, -dome und aufgesetzte Tafelberge und Kalkhauben geprägt. Von Rostrot, Weißgrau, zu braunen und gelblichen Farbtönen reicht das Farbenspiel. Für den Individualverkehr ist er teils gesperrt – Gottlob! Auf riesigen Parkplätzen werden die Besucher abgefangen und mit Shuttle-Bussen im 5-Minuten-Takt im Hop-on-hop-off-System die Schlucht hinaufgebracht. Hier schnüren auch wir unsere Wanderstiefel und haben Glück, denn bis vor einer Woche war die Straße wegen Überflutung noch gesperrt. Wir wandern entlang des Virgin River in wunderschöner Landschaft. Putzige Erdhörnchen streifen umher, offensichtlich sind sie an Menschen gewöhnt.
Schon folgt der nächste Nationalpark. Kurz vor der Ortschaft Sedona, die in Westernfilmen als Landschaftskulisse diente, liegt der Red Rock Canyon.
Beim Bryce Canyon, einem sogenannten Felsnadelcanyon, handelt es sich nicht um einen echten Canyon, sondern um ein Amphitheater. Halbkreisförmige Aushöhlungen in einem Steilhang. Dieses Gewirr aus Zacken und Falten wurden 1928 zum Nationalpark erklärt.
Wir befinden uns auf der Panoramastraße 12, die 200 km durch die schönsten Landschaften Utahs führt, fahren vorbei an Birkenwäldern und Löwenzahnwiesen, bevor es wieder hinuntergeht in eine weitere rote Felslandschaft, den Capitol Reef Nationalpark. Auch hier hat die Natur als Baumeister Hand angelegt. Seinen Namen verdankt er den weißen domförmigen Gipfeln, den farbenprächtigen Felsgebilden, den turmhohen farbigen Schichten aus weißem, pinkfarbenem und rotem Kalkstein, den Riffen, Kaminen und steilwandigen Tafelbergen.
Mit der Bingham Canyon Copper Mine erwartet uns eine der größten Gruben der Welt. Seit 1906 werden hier im offenen Tagebau Kupfer, Molybdän, Gold und Silber abgebaut, ohne Rücksicht auf die Umwelt. Ein Shuttlebus bringt uns zur Aussichtsplattform, von der aus wir in die 970 m tiefe und 4 km breite terrassierte Grube hinunterschauen. Winzig erscheinen nun die bisher beeindruckenden Könige der Landstraße gegenüber den gigantischen Muldenkippern. Das aus der Grube gepumpte Schmutzwasser beeinträchtigt die Trinkwasserversorgung der nahe gelegenen Stadt Salt Lake City massiv.
1847 wurde diese Stadt als Ort der Toleranz und der Möglichkeit zur freien Religionsausübung von Mormonen gegründet. Wie eine Oase glitzert sie von weitem in der flimmernden Luft des Hochplateaus. Der Mittelpunkt der Hauptstadt Utahs ist der historische Temple Square, der heilige Platz der Mormonen, der wegen Renovierungsarbeiten derzeit nicht zugänglich ist. So können wir dieses ummauerte parkähnliche Gelände mit Gedenkstätten und dem Mormonentempel mit seinen charakteristischen Türmen aus dem späten 19. Jh. leider nicht besuchen. In der attraktiven Innenstadt sind Boutiquen, Geschäfte mit über 100 bekannten Marken, Restaurants mit netten einladenden Cafés mit einem Glasdach und einem Bachlauf versehen. Hier könnte man den Geldbeutel weit öffnen!
Man glaubt kaum, dass in dieser Wüstengegend eine Hochgebirgslandschaft (bis 3350 m) mit Skigebieten der Weltklasse existiert, in denen 2002 die olympischen Winterspiele stattfanden. Mit traumhaftem meterhohem Pulverschnee, der hier jedes Jahr fällt, ist das ein Mekka für Wintersportbegeisterte.
Der riesige Salt Lake mit einer Wassertiefe von 3-10 m nahe der Stadt ist wegen seines hohen Salzgehalts, den nur das Tote Meer überbietet, ein Kuriosum. Wegen der enormen Sonneneinstrahlung und Verdunstung ist er auf 117 km Länge zusammengeschrumpft und schafft für die umliegende Infrastruktur Bewässerungsprobleme.
Unglaublich weit und strahlend weiß erscheint die Salzebene von Bonneville unweit von hier. Eine surreale Landschaft. Hier werden auf betonharter Salzfläche seit 1904 jedes Jahr Geschwindigkeits- und Dauerfahrt-Rekordversuche unternommen. In einem turbinengetriebenen Spezialfahrzeug wurde 2001 ein Rekord von über 1150 km/h gefahren, der unseres Wissens bisher nicht offiziell getoppt wurde.
Weiter geht die Fahrt ein Stück durch Idaho am Salzsee entlang. Dann durch die Weiten der dünn besiedelten Prärie und des endlos erscheinenden Horizonts Süd-Wyomings. Große abgelegene Farmen stehen im Gras- bzw. Weideland. Der nächste Nachbar Kilometer entfernt, Schule, der nächste Ort in langen Autofahrten erreichbar. Dörfer wie in Europa gibt es hier nicht. Man muss schon einem ganz speziellen Menschenschlag angehören, um hier leben zu können bzw. zu wollen.
Mit Spannung nähern wir uns dem ältesten, vielleicht auch großartigsten Nationalpark der Welt, dem Yellowstone (Weltnaturerbe). Neben dem Yosemite gilt er als Inbegriff der amerikanischen Nationalparks. Inmitten der dichten Wald- und Berglandschaft der Rockies liegt dieser Park mit unzähligen Wasserfällen, faszinierenden Thermalfeldern, 62% aller weltweit existierenden heißen Quellen und über 300 Geysiren auf 1900 bis 2600 m Höhe. Schon von weitem sind die Dampfsäulen der Geysire sichtbar.
Vor 100.000 Jahren explodierte hier ein Vulkan, der Kegel wurde abgesprengt, an der tiefsten Stelle bildete sich der Lake Yellowstone. Von vulkanischen Aktivitäten zeugen unzählige Geysire, Fumarolen, Schlammlöcher und heiße Quellen. Bei herrlichem Wetter erkunden wir diese faszinierende Landschaft. Es zischt, brodelt, blubbert, dampft, kocht, gurgelt und stinkt. Größere und kleinere Geysire schießen in die Höhe. Der bekannteste und größte unter ihnen ist der „Old Faithful“, das Aushängeschild des Parks, der 1870 entdeckt wurde. Ca. alle 90 Minuten kommt es zu einem Ausbruch. Etwa 40-60 m hoch lässt er eine gewaltige Fontäne von 20.000 – 30.000 Litern Wasser in den Himmel schießen. Selbst der mittlerweile eingesetzte Regen und die kühlen 13 Grad können uns und Hunderte anderer Besucher nicht von diesem Spektakel abhalten.
Matten von Cyanobakterien, die zu den ältesten Lebenswesen der Erde gehören (es gibt sie seit ca. 3,5 Milliarden Jahren) bevölkern die Ränder der heißen Quellen und bilden einmalige Farbteppiche, deren Intensität von der Wassertemperatur abhängig ist. Eine der bekanntesten und faszinierendsten heißen Quellen, erreichbar über eine kurze und schöne Wanderung durch den Wald, ist die „Morning Glory“, an deren Farbenpracht man sich nicht satt sehen kann.
Die gelben Schluchten des Yellowstone Canyon gaben diesem Park seinen Namen.
Nicht weniger interessant ist die Tierwelt, die wir hautnah erleben. Das größte Landsäugetier Nordamerikas ist der Bison, der seit Jahrhunderten in den weiten Ebenen des Westens lebt. Dass es unter ihren Hufen brodelt, scheint sie nicht zu stören. Schätzungsweise 50 – 60 Millionen Tiere sollen in Nordamerika einmal gelebt haben. Als Nahrungskonkurrenten für die Rinderherden und Gefahr für die Getreideernten wurden sie von den weißen Siedlern nahezu ausgerottet, bis um 1900 gerade noch einmal ein paar hundert Exemplare existierten. Um die Prärieindianer zu schwächen und zu unterwerfen, wurde ihnen somit die Hauptnahrungsquelle genommen. Dank staatlicher Schutzmaßnahmen und Zuchtprogramme ist die Zahl in den letzten Jahrzehnten wieder auf eine halbe Million gestiegen. Ein wildlebendes Prachtexemplar liefert bis zu 1000 kg hochwertiges, mageres Fleisch.
Zu den beeindruckendsten Tieren in den Rockies gehören auch die Bären. Zahlreich sind Schwarzbären, während die berüchtigten Grizzlys mit einer Größe von 2,5 m und einem Gewicht von bis zu 400 kg nur noch selten gesichtet werden. Ihnen zuliebe wurde eine Route eingerichtet, die die Naturparks miteinander verbindet, der „Trail of the Great Bear“. Er führt von den Grand Tetons über den Yellowstone hinauf zum Glacier Nationalpark, nach Kanada hinein bis zu den Nationalparks Banff und Jasper. Auch u.a. Elchen, Wölfen, Füchsen und 200 Vogelarten bietet Yellowstone einen idealen Lebensraum.
Nach drei Tagen verlassen wir diesen für uns bisher schönsten und interessantesten Nationalpark südwärts Richtung Grand Tetons, einer mächtigen Bergkette der Rocky Mountains. Eine Rundtour um den Jenny Lake und vorbei am Jackson Lake bietet immer wieder herrliche Ausblicke.
Durch baumlose grüne Prärie und das kleine Nest Daniel mit seinen Originalhütten erreichen wir einen eigentlich idealen Platz am aufgestauten Green River. Doch die extreme Hitze und der fehlende Schatten halten uns von einem längeren Aufenthalt hier ab.
Nun zieht es uns in das Schutzgebiet Dinosaur National Monument, in das ehemalige Land der Dinosaurier, in das der Green und der Yampa River spektakuläre Schluchten gegraben haben. Weltbekannt wurde der Steinbruch nahe dem Städtchen Vernal, als 1908 ein Paläontologe das versteinerte Skelett eines 23 m langen und 4,5 m hohen Brontosaurus entdeckte. Seither wurden über 300 Tonnen Fossilien unterschiedlicher Arten aus dem Erdzeitalter des Jura vor 145 Millionen Jahren gefunden. Ein Mekka für Fossiliensammler und Paläontologen! Höchst interessant, beeindruckend und informativ ist die Ausstellungshalle der Fundstätte mit um die 1500 Fossilien. In mühevoller Arbeit hat man eine Felswand mit besonders vielen Knochen freigelegt und überdacht.
Hier, wo sich heute hohe Gebirge auftürmen, mächtige Sedimentschichten übereinander liegen und sich Wassermassen durch die Canyons zwängen, streiften seinerzeit diese gewaltigen Tiere durch tropisch feuchte Flusslandschaft. Viele starben aufgrund einer langen Dürreperiode, zahlreiche ertranken in der Flutwelle in einer Schlucht, ausgelöst durch massive Regenfälle. Die Wassermassen transportierten die Knochen von ca. 500 Exemplaren aus 10 verschiedenen Spezies in diese Gegend. Überreste kleinerer Tiere wurden weitergespült und deshalb nicht mehr gefunden. Flusssedimente begruben die Knochen, Mineralien lagerten sich in ihnen ab und führten zur Versteinerung. Durch Erosion wurden sie freigelegt und 1909 entdeckt. Doch auch Korallen und Seelilien werden hier anschaulich präsentiert aus einer Zeit vor 300 Millionen Jahren, als dieses Gebiet vom Meer bedeckt war. Was für ein „Auge“ muss man haben, um diese teils winzigen Teilchen im Gestein zu entdecken!
Übersät mit Tausenden von kannibalistischen Heuschrecken ist die Fahrbahn zu den Cub Creek Felszeichnungen der Ureinwohner und der Hütte von Josie Morris, die hier von 1914 bis 1964 gelebt hat. Was für ein Leben ohne Strom und fließendes Wasser in dieser Einsamkeit!
Wir nehmen Abschied von der Weite Wyomings und fahren Richtung Moab, das Tor zum Arches Nationalpark. Mit seinen Felsformationen und den natürlichen Arches (Steinbögen) zählt er zu den meistbesuchten Parks im Südwesten. Die Panoramastraße, auf der wir 30 km entlangfahren, bietet immer wieder interessante Blicke, u.a. auf den Balanced Rock, eine 3500 Tonnen schwere Felskugel, die auf einem hohen Sockel liegt und herunterzukullern droht und auf den Double-O-Arch, der von weitem wie eine steinerne Brille aussieht. Der berühmteste Felsbogen, Delicate Arch, ein Wahrzeichen Utahs, war Kulisse vieler Western-Filme und findet sich auch auf den Autokennzeichen des Staats. Beeindruckend sind auch die versteinerten Sanddünen, Fenster, Brücken, hohen Felstürme und Überhänge.
Auf dem Weg, wieder in die Rockies, unterbrechen wir die Fahrt in Telluride, der größten Wintersportarena im Südwesten der USA. Gold- und Silberfunde machten diese Ortschaft einst zu einer der reichsten des Wilden Westens im späten 19. Jh. Nachdem die Blütezeit wegen sinkender Silberpreise vorüber war, wurde sie nicht wie viele andere zur Geisterstadt. Man hat eine neue Goldgrube entdeckt: den Tourismus. Mit der grandiosen Bergwelt und der Lage im landschaftlich schönen Talkessel am San Miguel River, dem alten Stadtkern mit zahlreichen netten viktorianischen Häusern gehört Telluride inzwischen zu den attraktivsten Top-Wintersportorten. Ebenso „attraktiv“ sind die Preise in den Restaurants, sodass sich unsere Gelüste in Grenzen halten. Auch die im Film glorifizierte Bankräuberbande mit Butch Cassidy, von der hier 1889 eine Bank ausgeraubt wurde, sorgte für den Bekanntheitsgrad dieser Stadt.
Es mag an Karl May liegen, dass man bei Indianern an Büffelherden jagende Nomaden denkt, die in Zelten lebten. Doch ihre Lebensweise im Südwesten war teils eine ganz andere. Die sesshaften Feldbauern, die Anasazi, die Ahnen aller Stämme im Südwesten, von den Spaniern auch Pueblo-Indianer genannt, bauten zunächst Grubenbehausungen (Pithouses, um 600 n.Chr.) Über eine Erdvertiefung wurden mit dicken Ästen, Gestrüpp und Fellen stabile Hütten mit einer Feuerstelle und in den Boden eingelassene Vorratsspeicher gebaut. Interessant sind die Fortschritte der Bauweise, der handwerklichen Baukunst und Architektur in den laufenden Jahrhunderten zu verfolgen.
Wir überqueren die Grenze zu Colorado in das dichtbewaldete und zerklüftete Mesa Verde Gebiet mit seinen bis zu 4000 archäologischen Stätten, den sog. Klippenbehausungen und Felssiedlungen, die wie Schwalbennester unter den Felsüberhängen kleben. Er ist der bedeutendste kulturhistorische Nationalpark Amerikas und Weltkulturerbe. Bereits im 6. Jh. ließen sich die Anasazi auf diesem Plateau nieder, doch erst im 13. Jh. entstanden ihre „Cliff Dwellings“, mehrstöckige ineinander verschachtelte Wohnbauten aus Sandsteinplatten, Adobeziegeln (aus Wasser, Sand und Stroh geformt) und Lehmmörtel in die natürlichen Höhlungen der Felswände eingepasst. Der einzige Zugang zu den Häusern waren aufeinandergesetzte Leitern. Das „Square-Tower-House“ mit mehr als 60 Räumen und einem über 4 Stockwerke hohen Turm ist bis zu 90% erhalten und wurde 1888 entdeckt. Wandgemälde und Steinskulpturen sind ein Zeichen, dass die Bewohner Kunst und Schönheit als wichtigen Teil ihres Lebens verstanden.
Durch die Canyons waren die Siedlungen miteinander verbunden. Die in den Fels gehauenen Hand- und Fußstützen, Treppen, Leitern und Seile ermöglichten es den Bewohnern, aus der Schlucht hinauf in ihre vor Regen, Sonne und Schnee geschützten Alkovenunterkünfte zu kommen. Archäologen benutzen auch heutzutage diesen Weg. Warum alle Siedlungen um 1350 aufgegeben wurden, ist immer noch ein Rätsel. Man vermutet, dass längere Trockenperioden oder soziale Unruhen in der ständig anwachsenden Bevölkerung Gründe dafür waren. Die heutigen Stämme der Hopi, Ute, Navajo und Apachen führen ihre Wurzeln auf Mesa Verde zurück und fühlen sich noch immer damit verbunden, was sich an der gelebten Tradition (Töpferei, Musik, Tanz) ausdrückt.
In Bluff machen wir Halt und besuchen das lohnende Freilichtmuseum. Wie beschwerlich die 6-monatige Reise der Bluff-Pioniere, der gottesfürchtigen Mormonen war, zeigt anschaulich ein Film mit Originalzitaten, der uns in diese Zeit zurückversetzt. Ihnen gelang es, eine wesentlich kürzere Wegstrecke von Cedar Springs durch die unwegsame Wüste und die Canyons hierher zu erschließen. Glaube, Mut, Tapferkeit, Entschlossenheit und Risikofreude, Optimismus und Selbstvertrauen brachten sie an ihr Ziel, ohne auch nur ein Opfer beklagen zu müssen. Hut ab vor diesen Leuten! Das Fort selbst ist überwiegend rekonstruiert, bis auf eine original erhaltene Blockhütte, sowie landwirtschaftliche Geräte, Planwagen und Ausrüstungsgegenstände.
Auf der weiteren Fahrt passieren wir das Valley of Gods, das nur über eine schlechte Piste erreichbar ist, was wir mit unserem kaum geländegängigen Auto nicht riskieren wollen.
Bei den 3 majestätischen Natural Bridges, die im Laufe der Jahrtausende von Wasser und Wind ins Gestein geschliffenen wurden, machen wir einen weiteren Halt.
Einen schönen und ruhigen Übernachtungsplatz finden wir im Glen Canyon am leider ausgetrockneten Nordende des Lake Powell. Doch die im Abendlicht leuchtenden, aufgrund des vorhandenen Eisenoxids roten Felsen entschädigen für das fehlende Wasser.
Im Monument Valley, das im größten Indianerreservat der USA in Arizona liegt und unter indianischer Verwaltung steht, erlebt man eine einzigartige karminrote Tafelberg-Kulisse. Weltberühmt und unverwechselbar. Es erstaunt nicht, dass Hollywood diese gern als Western-Kulisse genutzt hat. Charakteristisch sind hier die Felstürme mit dem berühmten „Totempfahl“ als Wahrzeichen. Die vereinzelten Navajo-Indianer-Siedlungen sind der sengenden Hitze ausgesetzt. Die um 17 h noch 41 Grad verheißen auch uns eine weitere schlaflose Nacht.
Der „Wave Sandstone“ hat es mir ganz besonders angetan, doch eine sechsstündige anstrengende Wanderung, noch dazu bei dieser Hitze, macht dieses Vorhaben leider zunichte. Deshalb „nur“ ein Foto aus einem Bildband.
Auch die geführte Tour durch den Antelope-Canyon fällt flach nach dem, was wir gehört und gelesen haben. Weit entfernte Gewitter mit Starkregen können den Canyon in eine Todesfalle verwandeln, was schon passiert ist. Der schwarze Horizont, den wir fast täglich erleben und der gewaltigen Gewitterregen mit Sturzfluten und Überschwemmungen erahnen lässt, macht uns vorsichtig.
Das Ufer des Lake Powell bei Page ist von unzähligen Wohnmobilen bevölkert. Auch wir erhoffen uns eine Abkühlung, doch wegen der für uns unpassierbaren Sandpiste machen wir kehrt und flüchten in Page in ein klimatisiertes Hotelzimmer. Aber zuvor unternehmen wir noch einen schweißtreibenden Abendspaziergang zum Horseshoe Bend. Hier schlängelt sich der Colorado Fluss hufeisenförmig, wo viele Besucher das spektakuläre Foto suchen. Teils unverantwortlich wagen sie sich bis zur äußersten Felsklippe, was mir schier das Herz stehen lässt. Tags darauf, am 4. Juli, feiert auch Page den Nationalfeiertag mit Parade und Feuerwerk.
Nach 2 erholsamen Hoteltagen geht es weiter. Um 9 h morgens bei 31 Grad brennt die Sonne bereits gnadenlos auf baum- und menschenleere mal rote, mal braune Erde. Ca. 220 km im gottlob angenehm temperierten Auto liegen vor uns. Himmel, soweit das Auge reicht. Ein scheinbar endloser Horizont über den Weiten der kaum besiedelten Steppe, durch die sich die kaum frequentierte Straße als graues Band zieht. Oftmals viele Kilometer schnurgerade. Ich hänge meinen Gedanken nach und stelle fest, dass ich reisemüde werde, deutschlandreif bin. Kurz vor Flagstaff wird es auf der Straße lebhafter, die Landschaft abwechslungsreicher. Siedlungen tauchen in wüstenähnlicher Landschaft auf, in der wir nicht leben könnten. Ein Blick ergibt sich auf den Little Colorado River, der sich einst seinen Weg in die Landschaft gefressen hat.
Was wäre eine Reise in den Südwesten ohne den Grand Canyon, die Schlucht der Schluchten, gesehen zu haben! Er ist der krönende Abschluss unserer Tour durch die steinerne Wunderwelt des Südwestens. Quasi aus dem Nichts taucht er aus der Ebene auf und gehört zu den spektakulärsten Naturwundern der Erde. Er beeindruckt vor allem durch seine Ausmaße und die vom Colorado River in Millionen von Jahren geschaffenen ca. 1600 m tiefen Schichtstufen, die verschiedene Erdzeitalter und Naturkatastrophen zeigen. Nahe der Abbruchkante verläuft eine Panoramastraße, die zu den schönsten Aussichtspunkten führt. Egal, wo man steht, der Blick in die zerklüftete Felslandschaft ist überwältigend.
Die Nachrichten bringen für Südkalifornien und Arizona am folgenden Tag Hitzewarnungen von 43 Grad und mehr. Wir befinden uns auf der legendären Route 66 in Arizona bei Seligman. Oldtimer, Motels und Snackbar, das Gefängnis und der „Gefangenentransport“ erinnern an vergangene Zeiten. Unspektakulär verläuft die weitere Strecke durch wüstenhafte Landschaft nach Peach Springs und Kingman.
Das Symbol der Mojave-Wüste ist der eindrucksvolle Joshua Tree. Bei diesem handelt es sich nicht um einen Baum, sondern um ein Agavengewächs mit messerscharfen Blättern, einem Stamm aus einem Faserskelett wie beim Kaktus, perfekt an Hitze und Kälte angepasst. Nur wenige Zentimeter wächst er pro Jahr, doch aufgrund der langen Lebensdauer (über 900 Jahre) kann er bis zu 9 m hoch werden. Ganze Wälder sind hier zu sehen. Wunderschön muss der Anblick sein, wenn sie zwischen Februar und März ihre cremeweißen Blüten zeigen.
Nach 10.240 km durch den Westen erreichen wir die zweitgrößte Metropole der USA, mit inzwischen 120 km Ausdehnung – Los Angeles – und auch dieser Kreis der Rundreise schließt sich.
Auf einem Hügel, hoch über der Stadt im Griffith Park, macht der weithin sichtbare bekannte Schriftzug, ein Wahrzeichen von L.A., aus 16,5 m hohen Buchstaben auf Hollywood aufmerksam. Wir durchstreifen den viel besuchten Hollywood Boulevard, wo auf dem Walk of Fame seit 1958 an die 2500 Sterne von Berühmtheiten der Unterhaltungsindustrie in den Gehweg eingelassen wurden. Am Chinese Theater finden wir Fuß- und Handabdrücke der Stars.
Wie viele Städte der USA ist auch Los Angeles jung, der kleine Altstadtkern wurde erst 1781 von Spaniern gegründet. Im denkmalgeschützen Pueblo de Los Angeles bildet die Plaza mit der alten Missionskirche (1822) den Mittelpunkt. In der Marktstraße, im mexikanischen Stil gehalten, sind viele bunte Stände vor allem für die Touristen aufgebaut. Wir sind enttäuscht, da wir aufgrund der Informationen im Reiseführer wesentlich mehr und Interessanteres erwartet haben.
Neben hypermodernen, architektonisch außergewöhnlichen Gebäuden wie der Walt-Disney-Concert-Hall, dem rot-weiß gestreiften Automuseum und der futuristisch anmutenden Kathedrale sind die Glasfassaden der sich in den Himmel streckenden Hochhausgiganten beeindruckend. Doch auch hier sind die Zeltbehausungen der Ärmsten nicht zu übersehen.
Vom Mulholland Drive verschaffen wir uns einen, wenn auch nur kleinen, Überblick auf die unter einer Smogglocke liegende Megametropole. Wir schauen auf die gepflegten Garten- und Parkanlagen der Villen von Beverly Hills in den von tiefen Canyon zerteilten Santa-Monica-Bergen. Hinunter fahren wir nun vorbei an den extravaganten und luxuriösen Wohnsitzen der Film- und Showbusiness-Größen.
Weiter geht’s über den von Palmen gesäumten Sunset Boulevard durch das vornehme Bel Air. Teils schlossähnliche riesige Anwesen verstecken sich hinter hohen grünen Mauern.
Menschenmassen bevölkern die Vorstadt Santa Monica mit breitem Sandstrand und dem Santa Monica Pier, an dem die Route 66 offiziell endet. Ein heftiger Regenschauer hält uns von einem Spaziergang ab.
Von einem Hügel haben wir den perfekten Blick auf den stark frequentierten internationalen Flughafen LAX, bestaunen die ankommenden und startenden, teils riesigen Maschinen aus aller Herren Länder und stimmen uns auf unseren Flug zurück nach Mexiko/Guadalajara am folgenden Tag ein.
Wir geben den vollautomatischen, gewöhnungsbedürftigen Mietwagen ab, dessen Elektronik uns jegliche Entscheidungsfreiheit abgenommen hat, oft mehr als uns lieb war. Das waren wir von unserem guten alten Husky nicht gewöhnt. Ein Shuttlebus bringt uns zur Abflughalle. Eine interessante, aber auch anstrengende fünfwöchige Rundtour durch den Südwesten der USA geht zu Ende. Nach 3 ½ Flugstunden kommen wir bei Dunkelheit gegen 20.30 h (in L.A. scheint um diese Zeit noch die Sonne) wieder in Mexiko an.
Slideshow der Bilder aus dem Bericht 23:
Hier folgt ihr uns zum letzten Routenabschnitt: Unsere Heimreise, wieder über Mexiko.
Hier kommt ihr zurück zum vorherigen Routenabschnitt (Kanada).
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