Sommer 2023
24. Bericht – Juli / August 2023
Unseren ursprünglichen Plan, bis nach Alaska zu fahren, haben wir fallengelassen. Das haben wir auf unserer Reise gelernt: Es ist gut, einen Plan zu haben, aber es ist auch gut, flexibel auf Entwicklungen reagieren zu können. So werden wir also unsere Tour in Mexiko beenden.
Nun steht eigentlich die letzte Etappe, die Halbinsel Baja California, auf dem Programm. Doch für uns inzwischen ein unvorstellbares Szenario, bei den dort extremen Temperaturen von teils über 45 Grad. Sie zu durchqueren und in einer noch so schönen Bucht ohne Schatten zu stehen, können und wollen wir uns nicht vorstellen. Unser Bedarf an Wüste und Hitze ist gedeckt. Schade, mein bereits seit 50 Jahren bestehender Traum der Baja lässt sich nicht verwirklichen.
Im netten Ambiente von Charlys Anwesen brüten wir nun erneut über das weitere Vorgehen und kommen übereinstimmend schnell zu dem Entschluss, die Reise einen Monat früher als geplant zu beenden. Wir verabschieden uns, entspannen noch ein paar Tage 400 km westlich bei Tepic auf einem schönen und ruhigen Platz direkt am Pazifik. Das „Paraíso Miramar“ trägt seinen Namen zu Recht, trotz der schwülheißen Temperaturen, die den Saft aus jeder Pore treiben, der hungrigen Moskitos und des mit 31 Grad badwarmen Ozeans. Auch der Schlaf kommt zu kurz. Jetzt, während der Regenzeit, kündigen sich jeden Abend Gewitter an, die sich nachts heftig entladen. Stundenlang trommelt der sintflutartige Regen aufs Dach. Tags darauf dampft die Luft. Doch die gepflegte Poolanlage in parkähnlicher, schattiger Umgebung mit Meeresrauschen lässt dennoch Urlaubsfeeling aufkommen und ersetzt den fehlenden Sandstrand.
Auf der Zielgeraden quer durch Mexiko Richtung Veracruz kommen wir der Heimkehr immer näher. Am Nationalgetränk Tequila dürfte hier bei den unendlich vielen Agavenplantagen kein Mangel herrschen.
Noch einmal verbringen wir 2 Tage am Strand, dieses Mal am mit 33 Grad noch wärmeren Atlantik, in Playa Chachalacas wenige Kilometer vor Veracruz.
Nun erreichen wir Veracruz, unsere Reise ist fast zu Ende. Am vorletzten Tag machen wir uns auf, diese älteste, größte und bedeutendste Hafenstadt Mexikos zu erkunden. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Plaza Republica, ein langer schmaler Platz, der von Gebäuden aus dem 19. Jh. gesäumt wird, das Rathaus, das Zollhaus von 1903 und das prächtig gestalteten Hauptpostamt mit goldenem Löwen vor dem Eingang, die mit gelben und blauen Kacheln verzierte Eisenbahnendstation, die einzige von ehemals 9 Festungen aus dem 17. Jh., die durch eine 2,5 km lange Stadtmauer miteinander verbunden waren und jetzt in einem Wohngebiet liegt. Ein Besuch ist das Aquarium wert, in dem für uns völlig unbekannte Meeresbewohner in riesigen Becken zu bewundern sind. Auffallend ist viel Heruntergekommenes und Vergammeltes. Nach all den schönen und interessanten Städten sind wir wohl anspruchsvoll geworden. Veracruz lässt sich da nicht einreihen. Wir vermissen das quirlige Leben von anderen Städten. Die Hitze und die schier unerträgliche Schwüle scheinen auch die Stadt zu lähmen. Während wir etwas lustlos, jetzt, da auch noch meine Kamera streikt, durch die Straßen streifen und in Gedanken bereits auf dem Heimweg sind, sind vielleicht die alten, unter den Bäumen dösenden Männer, die Jarochos, so werden die Bewohner der Stadt genannt, in Gedanken auf dem abendlichen Zócalo. Dort werden sicher ihre müden Knochen bei Tanz, Gesang, Musik und fröhlichem Beisammensein zum Leben und zur Lebenslust erwachen. Unser „Sättigungsgrad“ ist heute schnell erreicht. Auch die Taxis sind zu unserem Glück größtenteils unbesetzt. Kaum die Hand erhoben, schon sitzen wir in einem und lassen uns ins klimatisierte Hotel zurückbringen. Ein letztes Mal genießen wir das typisch mexikanische Essen, das meist für uns Europäer, vor allem für mich, viel zu scharf ist. Stephan ist inzwischen im Hafen, den Husky verschiffungsfertig machen, durchläuft u.a. Drogen- und Zollkontrolle. Ich verschanze mich währenddessen im kühlen Hotelzimmer und arbeite an dem lang vor mir hergeschobenen Mexiko-Bericht.
Während der Husky den Hafen pünktlich verlassen hat und sich auf offener See befindet, sitzen wir im Flughafen u. warten auf einen ebenso pünktlichen Abflug nach Frankfurt. Ein langer Tag, eine lange Nacht liegen vor uns.
Wir denken an die vielen „Mitreisenden“, die uns auf unserer Tour begleitet haben und freuen uns auf ein Wiedersehen.
Knapp 90.000 unvergessliche, spektakuläre, furchterregende, anstrengende, relaxte, wunderschöne Kilometer auf Achse vom Ende der Welt (Feuerland) bis in den hohen Norden (Kanada) liegen hinter uns. Wir sind froh und dankbar, auf 25 erlebnisreiche Monate (mit Pandemiepause) unbeschadet und gesund zurückblicken zu können, mit Unmengen von Eindrücken, tausenden von Fotos, aufregenden Abenteuern, schönen – auch weniger schönen – Erfahrungen und fast ausnahmslos positiven menschlichen Begegnungen im Gepäck.
Danke, dass ihr uns begleitet habt!
Slideshow der Bilder aus dem Bericht 24:
Hier kommt ihr zurück zum vorherigen Routenabschnitt (USA).
Hier kommt ihr zurück zur Übersichtskarte und zur – nun kompletten – Route.